Auf einmal machte es „Klick“ und die Show ging los. Das ist wie, wenn man den Fehler gemacht hat, sich in die Achterbahn zu trauen, vor der man am meisten Angst hat: Die Sicherheitsbügel drücken dich an deinen Sitz und die Fahrt geht los. Es gibt kein zurück, auch, wenn du wieder aussteigen willst. Es geht nicht. Du kannst dich nicht einmal umdrehen. Die Zeit wird immer abstrakter: zunächst kommt es dir alles wie eine Ewigkeit vor, danach rast die Situation an dir vorbei und eigentlich ist alles, was du wahrnimmst nur noch die Aufregung. Das Adrenalin, das durch deinen Körper pumpt lässt dich vergessen, wie es sich überhaupt anfühlt, auf festem Boden zu stehen. Man möchte schreien, aber es funktioniert nicht. Die Kehle ist wie zugeschnürt. Schweiß tritt aus. Alles verkrampft.
Ich stand neben mir. Sah zu, wie die Finger über die Tastatur huschten, zitternd, unkontrolliert, mit feinen, winzigen Schweißtropfen. Nathan, der Neue. Der begabte Musiker. Ich beneidete ihn. Schon immer wurde ihm zugesprochen, er hätte eine große Begabung. Er sei etwas ganz Besonderes. So talentiert. Für Großes Vorbestimmt. Hm. Hat er sich da gerade verspielt? Es konnte doch nicht sein, dass sich dieser grandiose Pianist mit seinen Zauberhänden gerade einen Fehler erlaubt hat. Dieses Wort – „Fehler“, es dürfte ihm ja überhaupt ein Fremdwort sein. Nein, nein, Nathan, deiner einer verspielt sich nicht. Spiel weiter. Lass dich nicht von russischen Wunderkindern und internationalen Berühmtheiten einschüchtern. Du gehörst dazu. Das hat man ja damals auch immer gesagt. Halte diese Finger in Bewegung. Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn sie auf einmal damit aufhören? So ein schnelles Lied… und das Klavier klingt dabei so voll und tragend. So verantwortungsvoll, dieses Lied als Pianist zu begleiten, nicht wahr? Was wäre nur, wenn…